Penthouse Ausgabe 01/87
Supra Star - Christian Danner testet den Toyota Supra 3,0i

     "Was? Einen Wagen mit Automatik soll ich testen?" - Als Formel-l-Pilot Christian Danner erfährt daß sein Prüfling nicht über ein mechanisches sondern über ein vierstufiges Aisan-Warner-Automatikgetriebe verfügt glaubt er zuerst ich wolle ihn auf den Arm nehmen. Er als Renn-fahrer steuert eben auch privat nur selten Autos bei denen man die Fahrstufe nicht wählen kann. Kein Wunder daß der Münchner auch gleich Einspruch erhebt als der Automat beim ersten Beschleunigungsversuch bereits bei 5500 Umdrehung-en/min in den nächsthöheren Gang schaltet. "Der müßte doch mindestens noch 1000 Touren höher drehen" - meint er fach-kundig. Da naht mein großer Augenblick. Für einmal kann der in zahllosen Motoren- und Reifenschlachten gereifte Berufsautofahrer Danner etwas von mir dem Laien lernen und nicht umgekehrt. "Siehst du diesen Druckknopf neben dem Wahlhebel?" - erläutere ich triumphierend. "Damit kannst du die Schaltpunkte der Automatik um 1000 Touren nach oben versetzen so daß jeder Gang voll ausgedreht wird. Und somit zwischen treibstoffverbrauchschonendem und sport-lichem Fahren wählen." - Christian probiert es gleich aus. "Tadellos", lobt er. "So macht das ja sofort einen ganz anderen Eindruck."
     Nach einigen Kilometern Fahrt muß er sogar zugeben daß sich "so eine Automatik ganz prima" fahren läßt. "Mich wundert nur wieso man hier nicht gleich den aktuellen Stand der Automatikgetriebetechnik eingebaut hat, wo man die einzelnen Gänge fest blockieren, also zum Beispiel in der zweiten Fahrstufe anfahren kann. Beim Anrollen im Schnee ein unschätzbarer Vorteil."Ich kann den Bayern beruhigen : "Für diejenigen, die gerne ab und zu im zweiten Gang anfahren, gibt's den Supra natürlich auch handgeschaltet." (Anm. der Redaktion: in Deutschland wird der Toyota Supra 3.0i ausschließlich mit 5-Gang-Sportgetriebe importiert. Preis:49200 Mark.)
     Der 3-Liter-Reihenmotor mit sechs Zylindern und 24 Ventilen und zwei obenliegenden Nockenwellen erhält gleich zu Beginn seiner Betriebsaufnahme unter Christians Gasfuß gute Zensuren. "Bullig und kräftig - der hat eine Menge PS." 191 sind's genau - bei 6000 Umdrehungen/min. Das reicht für 220 km/h auf dem Tacho und 210 km/h in Wirklichkeit. "Ein schnelles Auto, das auch bei hohem Tempo nichts von seinem Fahrkomfort beim Pförtner abgibt." Schuld daran ist einmal die extreme Laufkultur des Toyota-Einspritzertriebwerks. Es arbeitet derart geräuscharm, daß man bei niederen Tourenzahlen den Drehzahlmesser zu Rate ziehen muß, wenn man wissen will, ob der Motor in oder außer Betrieb ist. Ein weiterer Komfortlieferant ist das relativ weich abgestimmte Fahrwerk, das Bodenunebenheiten weitgehend wegschlürft. "Vielleicht ein bißchen zu weich, um sportliches Kurvenfahren zu erlauben" vermutet Christian und versucht, die vier Einzelradaufhängungen des Supra in einer Autobahnausfahrt in Verlegenheit zu bringen. Aussichtslos! Der Sportwagen durchsteht die Tortur zwar mit kreischenden Reifen, untersteuert jedoch minimal. "Sehr angenehm zu fahren", attestiert der Dannermann dem 1500 kg schweren 2+2-Sitzer. "Ein solch neutrales Fahrverhalten kriegen wir auch bei unseren Formel-l-Rennern nur mit sehr viel Mühe hin. Das, was Toyota diesbezüglich mit dem Supra erreicht hat, ist wahrscheinlich das Ideale. Denn ein leicht untersteuerndes bis neutrales Fahrwerk ist für den Normalfahrer wohl am leichtesten zu bändigen." Der Toyota Supra 3,0i wird wahlweise mit oder ohne Antiblockier-Bremsanlage geliefert, Christian Danner muß nicht lange rätseln, welches System unseren Testwagen verzögert. Er steigt mit Wucht aufs Bremspedal. Diagnose : ABS !
     Die dabei auftretenden Verzögerungswerte verleiten den Rennfahrer zur Zensur: Genügend dimensioniert. Ich selbst halte die Bremsen sogar für sehr kräftig zupackend. Aber Christian hat halt noch immer die ultrabrutalen Bremskräfte der Rennwagen in den Knochen. Die Konstrukteure des in 8.3 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleuni-genden Toyota-Flaggschiffs haben den Supra serienmäßig mit allen Finessen vollgestopft, welche der moderne Automobilbau heutzutage zu bieten hat. Da wären zum Beispiel : 3-Weg-Katalysator (Christian: "Super! Der einzige Weg, um die Zukunft, von Umwelt und Auto zu sichern."), Servolenkung. Bereifung 225/50 VR 16 Goodyear. Seitliche Schutzzierleisten. Kotschutzlappen an den Spoilern, Heckspoiler, zwei beheizte Außenrückspiegel, verstellbar von innen, achtfach verstellbarer Sportsitz, Klappscheinwerfer, große Türen, geräumiger Kofferraum, der durch das Herunterklappen der hinteren Sitze noch vergrößert werden kann, Tempomat, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber ("Ein Muß!").

     Beim abschließenden Rundgang um das hochkarätige Sportcoupe entdeckt Christian ähnlichkeiten mit Porsche ("Die Front!") und mit der neuen Chevrolet Corvette ("Vom Gesamtbild her !"). Und dann formuliert der Münchner trocken die Untertreibung des Jahres: "Wirklich ganz nett, der Wagen als Ganzes..."

Christian Danner
Bernie Sigg

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