"Was?
Einen Wagen mit Automatik soll ich testen?" - Als Formel-l-Pilot
Christian Danner erfährt daß sein Prüfling nicht über
ein mechanisches sondern über ein vierstufiges Aisan-Warner-Automatikgetriebe
verfügt glaubt er zuerst ich wolle ihn auf den Arm nehmen. Er
als Renn-fahrer steuert eben auch privat nur selten Autos bei denen
man die Fahrstufe nicht wählen kann. Kein Wunder daß der
Münchner auch gleich Einspruch erhebt als der Automat beim ersten
Beschleunigungsversuch bereits bei 5500 Umdrehung-en/min in den nächsthöheren
Gang schaltet. "Der müßte doch mindestens noch 1000
Touren höher drehen" - meint er fach-kundig. Da naht mein
großer Augenblick. Für einmal kann der in zahllosen Motoren-
und Reifenschlachten gereifte Berufsautofahrer Danner etwas von mir
dem Laien lernen und nicht umgekehrt. "Siehst du diesen Druckknopf
neben dem Wahlhebel?" - erläutere ich triumphierend. "Damit
kannst du die Schaltpunkte der Automatik um 1000 Touren nach oben
versetzen so daß jeder Gang voll ausgedreht wird. Und somit
zwischen treibstoffverbrauchschonendem und sport-lichem Fahren wählen."
- Christian probiert es gleich aus. "Tadellos", lobt er.
"So macht das ja sofort einen ganz anderen Eindruck."
Nach einigen Kilometern Fahrt muß
er sogar zugeben daß sich "so eine Automatik ganz prima"
fahren läßt. "Mich wundert nur wieso man hier nicht
gleich den aktuellen Stand der Automatikgetriebetechnik eingebaut
hat, wo man die einzelnen Gänge fest blockieren, also zum Beispiel
in der zweiten Fahrstufe anfahren kann. Beim Anrollen im Schnee ein
unschätzbarer Vorteil."Ich kann den Bayern beruhigen : "Für
diejenigen, die gerne ab und zu im zweiten Gang anfahren, gibt's den
Supra natürlich auch handgeschaltet." (Anm. der Redaktion:
in Deutschland wird der Toyota Supra 3.0i ausschließlich mit
5-Gang-Sportgetriebe importiert. Preis:49200 Mark.)
Der 3-Liter-Reihenmotor mit sechs Zylindern
und 24 Ventilen und zwei obenliegenden Nockenwellen erhält gleich
zu Beginn seiner Betriebsaufnahme unter Christians Gasfuß gute
Zensuren. "Bullig und kräftig - der hat eine Menge PS."
191 sind's genau - bei 6000 Umdrehungen/min. Das reicht für 220
km/h auf dem Tacho und 210 km/h in Wirklichkeit. "Ein schnelles
Auto, das auch bei hohem Tempo nichts von seinem Fahrkomfort beim
Pförtner abgibt." Schuld daran ist einmal die extreme Laufkultur
des Toyota-Einspritzertriebwerks. Es arbeitet derart geräuscharm,
daß man bei niederen Tourenzahlen den Drehzahlmesser zu Rate
ziehen muß, wenn man wissen will, ob der Motor in oder außer
Betrieb ist. Ein weiterer Komfortlieferant ist das relativ weich abgestimmte
Fahrwerk, das Bodenunebenheiten weitgehend wegschlürft. "Vielleicht
ein bißchen zu weich, um sportliches Kurvenfahren zu erlauben"
vermutet Christian und versucht, die vier Einzelradaufhängungen
des Supra in einer Autobahnausfahrt in Verlegenheit zu bringen. Aussichtslos!
Der Sportwagen durchsteht die Tortur zwar mit kreischenden Reifen,
untersteuert jedoch minimal. "Sehr angenehm zu fahren",
attestiert der Dannermann dem 1500 kg schweren 2+2-Sitzer. "Ein
solch neutrales Fahrverhalten kriegen wir auch bei unseren Formel-l-Rennern
nur mit sehr viel Mühe hin. Das, was Toyota diesbezüglich
mit dem Supra erreicht hat, ist wahrscheinlich das Ideale. Denn ein
leicht untersteuerndes bis neutrales Fahrwerk ist für den Normalfahrer
wohl am leichtesten zu bändigen." Der Toyota Supra 3,0i
wird wahlweise mit oder ohne Antiblockier-Bremsanlage geliefert, Christian
Danner muß nicht lange rätseln, welches System unseren
Testwagen verzögert. Er steigt mit Wucht aufs Bremspedal. Diagnose
: ABS !
Die dabei auftretenden Verzögerungswerte
verleiten den Rennfahrer zur Zensur: Genügend dimensioniert.
Ich selbst halte die Bremsen sogar für sehr kräftig zupackend.
Aber Christian hat halt noch immer die ultrabrutalen Bremskräfte
der Rennwagen in den Knochen. Die Konstrukteure des in 8.3 Sekunden
von 0 auf 100 km/h beschleuni-genden Toyota-Flaggschiffs haben den
Supra serienmäßig mit allen Finessen vollgestopft, welche
der moderne Automobilbau heutzutage zu bieten hat. Da wären zum
Beispiel : 3-Weg-Katalysator (Christian: "Super! Der einzige
Weg, um die Zukunft, von Umwelt und Auto zu sichern."), Servolenkung.
Bereifung 225/50 VR 16 Goodyear. Seitliche Schutzzierleisten. Kotschutzlappen
an den Spoilern, Heckspoiler, zwei beheizte Außenrückspiegel,
verstellbar von innen, achtfach verstellbarer Sportsitz, Klappscheinwerfer,
große Türen, geräumiger Kofferraum, der durch das
Herunterklappen der hinteren Sitze noch vergrößert werden
kann, Tempomat, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber ("Ein
Muß!").
Beim abschließenden Rundgang um
das hochkarätige Sportcoupe entdeckt Christian ähnlichkeiten
mit Porsche ("Die Front!") und mit der neuen Chevrolet Corvette
("Vom Gesamtbild her !"). Und dann formuliert der Münchner
trocken die Untertreibung des Jahres: "Wirklich ganz nett, der
Wagen als Ganzes..."
Christian Danner
Bernie Sigg
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