Spektakulär: Der Toyota Supra schwenkt gerne das Heck nach außen
Nur in Büchern ist vermerkt, daß
jede Ähnlichkeit mit lebenden Begebenheiten zufällig und
unabsichtlich sei. Aber der Porsche 944 hat sich selbst in die Lage
manövriert, der Sportwagenwelt als die Kopiervorlage schlechthin
zu dienen.
Der progressive, dynamische, sportliche Ingenieur
aus Toyota-City landet automatisch beim Code 9-4-4, wenn er einen
Frontmotor-Sportwagen in Coupe-Form mit ausreichend großem Kofferraum
und praktischer Heckklappe konstruieren soll - außer er nimmt
diese Klappe nach vorn und den Motor quer vor die Hinterachse.
Als Koffer-, Uhren- oder Polohemden-Hersteller
könnte Porsche allein vom Copyright leben. Vom Pandabären
bis zum Lacoste-Krokodil werden besondere Arten von den Profitwächtern
internationaler Paragraphen geschützt, die einfache Händler
von Cartier- und Rolex-Kopien bis in orientalische Basare verfolgen.
Bloß Automobile sind offensichtlich zum
Kopieren freigegeben, und die Porsche 944-Modellreihe ist dabei zum
liebsten Pace car der Japaner geworden.
Bei allen Zwängen des Konzepts drängt
Toyota im Supra Turbo mit schlichtem Mehr: mehr Hubraum, mehr Zylinder,
mehr Ventile, mehr Leistung, mehr Gewicht, mehr Serienausstattung,
mehr Raum. Das ergibt unterm Strich ein beinahe fünfsitziges
Coupe mit Targa-Dach.
Da kann sich der zierliche, kleinere Porsche
nur mit mehr Preis dagegenstemmen; der 944 Turbo ist um 21 975 Mark
teurer als der Supra Turbo.
Die Fahrleistungen versprechen ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Der Porsche ist mit einer Höchstgeschwindigkeit von 255 km/h
sieben Kilometer pro Stunde schneller; bei der Beschleunigung aus
dem Stand bleiben die Differenzen im Rahmen weniger Zehntelsekunden;
bei den Elastizitätsprüfungen schieben mehr Hubraum und
mehr Drehmoment bei weniger Nenndrehzahl den Supra deutlich in Front.
Ab nun beginnen jene geringen Abweichungen vom
Parallelkurs, die bei entsprechend langen Distanzen doch zu verschiedenen
Zielen führen. Porsche sieht auch in einem Coupe - Motor vorn,
Getriebe hinten (Transaxle-Konzept) - noch immer den Sportwagen: praktisch,
ökonomisch, nüchtern, aber sportlich. Bei Toyota ist daraus
ein GT geworden, ein Gran Turismo-Coupe. Schnell wie ein Sportwagen,
aber dabei immer noch komfortabel - und groß wie ein japanisches
Wohnzimmer.
Der Supra-Motor vertritt die fernöstliche
Weisheit von mehr Hubraum und mehr Zylindern elastisch und kräftig.
Diese Masse von 2954 cm³ Hubraum und sechs Zylindern wurde durch
zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, eine elektronische
Toyota-Benzineinspritzung, Abgasturbolader mit maximal 0,5 bar Druck
und Ladeluftkühlung kultiviert. Der Reihen-Sechszylindermotor
hat ab 1000 Touren geschmeidige Manieren, ab 2000/min schießt
gutmütige Kraft ein, ab einer Drehzahl von 5000/min läßt
die Kraftenfaltung nach und wirkt angestrengt.
Der Porsche-Vierzylindermotor mit 2479 cm³
Hubraum ist trotz schwingungsdämpfender Ausgleichswellen nicht
so kultiviert wie der Toyota-Sechszylinder. Bis 3000/min hat der Porsche
spürbar weniger Leistung, vergleichbar jenen Schwergewichtsboxern,
die verdammt kräftig zuschlagen, vorher aber lange ausholen.
Die Turbo-Bausteine entsprechen dem aktuellen
Stand nach Porsche-Norm: Bosch-Motronic, KKK-Turbolader, Ladeluftkühler,
maximaler Ladedruck 0,75 bar. Die missionarische Wirkung ist nach
etwas Verzögerung deftig. Während der Supra bei 5000 Touren
beschaulicher schafft, hat der 944, mit Ausgleichswellen ganz leise
und kultiviert, jede Menge Reserven bis zum Begrenzer im roten Bereich
bei 7200/min.
Damit haben beide einen 180 Grad-Turn in klassische
Lehrsätze gedreht: Der Sechszylinder ist der Drehmoment-, der
Vierzylinder der Drehzahlmotor.
Bei annähernd gleicher Leistung werden
Sportwagen-Konkurrenzen in Bremszonen und Kurven entschieden, von
den Fahrwerken und deren Abstimmung. Auf kurvigen Landstraßen
mit welliger Fahrbahn hat der Porsche Heimvorteil. Sein Fahrwerk ist
straffer abgestimmt, die Servolenkung ist direkter, das Fahrverhalten
tendiert zu leicht untersteuernder Neutralität und ist auch durch
Lastwechsel nicht zu erschüttern.
Umgekehrt ist der Supra weicher gedämpft,
die Servolenkung reagiert bei raschem Einlenken aus der Mittellage
zu scharf, und Übersteuern ist ein ungekünstelter, ganz
gut kontrollierbarer Fahrzustand. Das Epizentrum aller Supra-Unruhen
bildet die Hinterachse, die während des Lastwechsels Instabilität
verursacht.
Beide Sportwagen sind auf der Autobahn bis in
den Bereich ihrer Höchstgeschwindigkeit diskrete, souveräne
Gesellschafter. Ihr Geradeauslauf fällt unter die in diesem Fall
liebenswerte Charaktereigenschaft stur, die auch nervöse Fahrer
vom Streß des Korrigierens befreit.
Bei der Serienausstattung steckt der Supra den
944 locker unter die Heckklappe. Für 59 600 Mark ist in ihm bis
zum demontierbaren Targa-Dach alles vorhanden, was das Herz begehrt.
Dabei bieten dreifache Lenkradverstellung und zigfache Fahrersitzverstellung
inklusive pneumatischer Kreuzstütze mehr Kombinationsmöglichkeiten
als ein einzelner Mensch trotz Wachstums- und Gewichtsveränderung
ausnützen kann. Türverkleidung, Armaturenbrett, Mittelkonsole,
selbst die Lenkradspeichen sind mit Schaltern und Knöpfen tapeziert,
nicht immer in logischer Anordnung. Dagegen entbindet die sachliche,
übersichtliche Nüchternheit den Porsche-Piloten vom Studium
der Bedienungsanleitung.
Der klare und eindeutige Bereich subjektiver
Kriterien läßt sich mit objektiven und abgeklärten
Einwänden zum Diskussionsthema komplizieren: Der Supra ist ein
noch besseres Reisecoupe als ein Sportwagen, groß und breit
mit imposanter Motorhaube, alles im soliden Sinne massiv. Der Toyota-Innenraum
ist freundlich, hell und so großzügig, daß hinten
sogar drei Personen sitzen dürfen - wenn auch nicht gerade bequem.
Die Platzverhältnisse im Fond favorisieren den Bein- vor dem
Kopfarbeiter.
Der 944 Turbo ist der Porsche überhaupt.
Enger, kleiner, handlicher, dynamischer - der schnellere Sportwagen
in der Klasse bis zwei Passagiere. Der technologische Abstand zwischen
Weissach und Toyota-City ist kleiner geworden, knapper jedenfalls
als der runde 20 000 Mark-Unterschied. Motorisch muß sich der
944 Turbo jetzt strecken, am besten nach drei Liter Hubraum. ee
Zum Vergleich
Fahrzeigtyp |
Porsche
944 Turbo |
Toyota
Supra Turbo |
Motorbauart/Zylinderzahl |
R/4 |
R/6
(angabe von AMS V/6!!) |
Hubraum cm³ |
2479 |
2954 |
Bohrung x Hub |
100,0
x 78,9 |
83,0
x 91,0 |
Leistung kW(PS)/min |
162(220)/5800 |
173(235)/5600 |
Max. Drehmoment
Nm/min |
330/3500 |
344/3200 |
Verdichtungsverhältnis |
8,0:1 |
8,4:1 |
Gemischaufbereitung |
el.Einspritzanlage
Bosch Motronic |
el.Einspritzanlage
Toyota TCCS |
Kraftübertragung |
5-Gang-Getriebe/Hinterradantrieb |
5-Gang-Getriebe/Hinterradantrieb |
Leergewicht kg |
1369 |
1618 |
Zul. Gesamtgewicht
kg |
1600 |
2070 |
Beschleunigung
in s
0-60 km/h
0-80 km/h
0-100 km/h
0-120 km/h
0-140 km/h
0-160 km/h
0-180 km/h
0-200 km/h
1km mit stehendem
Start |
3,4
5,2
6,9
9,5
12,4
16,3
21,7
28,0
27,0 |
3,4
5,0
6,8
9,6
12,4
16,4
21,2
28,4
26,9 |
Elastizität
in s
60-100 km/h (IV-Gang)
80-120 km/h (V-Gang) |
8,2
10,4 |
6,2
9,9 |
Höchstgeschwindigkeit
km/h |
255 |
248 |
DIN-Verbrauch
in L/100km
Bei 90 km/h (V-Gang)
Bei 120 km/h (V-Gang)
Stadtverkehr |
Super
bleifrei
7,1
8,9
12,9 |
Super
bleifrei
8,5
10,5
14,9 |
Testverbrauch
in L/100km |
14,5 |
16,0 |
Innengeräusch
in dB(A)
Stand
Bei
50 km/h
Bei 100 km/h
Bei 130 km/h
Bei 160 km/h
Bei 180 km/h |
54
66
70
73
77
78 |
44
66
69
73
75
77 |
Preis DM |
81
575,- |
59
600,- |
|