Rally Racing Ausgabe 09/89 von 19.04.1989 |
Vergleichstest Toyota Supra Turbo - von Brune und Postert | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Sag mal, hast du einen Vertrag mit einer Lackiererei, oder wechselt dein Auto seine Farbe etwa wie ein Chamäleon?" frotzelte mein Nachbar, als ich gerade mit morgendlichem Elan das Cockpit eines Toyota Supra entere. Nein, weder verhelfe ich dem Lackiererhandwerk zu vollen Auftragsbüchern, noch ist die Farbenindustrie in der Lage, aus Rot Blau und aus Blau Silber werden zu lassen. Allerdings, das gebe ich zu, der Verdacht meines Nachbarn war gar nicht einmal so abwegig. Schließlich hatte ich ihn innerhalb nur weniger Tage mit einem fröhlichen Wechselspiel der Farben verwirrt. Das Fahrzeug war immer vom gleichen Typ - ein Toyota Supra 3.0i Turbo. Die Farben jedoch wechselten. Der erste war rot, der zweite blau, und schließlich rundete ein silbernes Exemplar die Palette ab. Damit aber nicht genug der Unterschiede: Bei den drei Fahrzeugen handelte es sich um ein Serienmodell und zwei interessante Tuning-Versionen der Firmen B + M-Automobile (Brune) sowie Postert Zubehör und Design. Interessant deshalb, weil die beiden Veredler unter-schiedlich weitreichende Modifikationen an den Gefährten vorgenommen hatten, die somit natürlich auch voneinander abweichende Kundenwünsche ansprechen. So sehen das auch die Veredelungskünstler der Firma Postert (Frankenstraße 50, 4300 Essen l, Telefon 02 0l/47 16 09). Deshalb ließen sie das Äußere bei ihrem Umbau gänzlich unberührt. Das gilt auch für das Triebwerk, obwohl Postert eine lange Tradition und einen entsprechenden Erfahrungsschatz im Motor-Tuning besitzt. Schließlich haben sich die Essener einst einen guten Namen mit dem Aufbau von Renn und Rallye-Triebwerken erworben. Hier aber hielt man sich zurück. "Die Motor- und Fahrleistungen", so die Begründung, "sind bei unseren Verkehrsverhältnissen voll und ganz ausreichend." Als unzureichend empfand Postert hingegen die in der Serienversion des Supra Turbo eher weiche Fahrwerks-auslegung. Die Essener Truppe schaffte Abhilfe. So wurde der Toyota mit progressiven Fahrwerksfedern mit einer härteren Kennlinie sowie mit Sportstoßdämpfern ausgerüstet. Diese Maßnahmen sorgten aber nicht nur für eine sportlich straffe Fahrwerksabstimmung, gleichzeitig liegt die Karosse nun um 35 Millimeter tiefer. Abgerundet wurden die Fahrwerksmodifikationen durch die Montage von Breitreifen der Größe 245/45 VR 16 (Serienbereifung 225/50 VR 16) auf 8,5J x 16 Zoll-Leichtmetallrädern im Fünf Stern-Design (serienmäßige Felgengröße 7 J x 16"). So ausstaffiert, liegt das Fahrverhalten des Postert-Supra qualitativ spürbar über dem seines Serienpen-dants. Geringere Seitenneigung und höhere Kurvenstabilität waren die feststellbaren Pluspunkte. Wir registri-erten aber auch deutlich die Schläge bei Querrillen. Hier müssen Komforteinbußen hingenommen werden. Bei unseren Meßfahrten lag dieses Auto
beim Beschleunigen unter dem werksseitig vorgegebenen Wert von 6,7 Sekunden.
Wir ermittelten für den Sprint von null auf 100 km/h 6,6 Sekunden.
Auch war der Postert-Supra um zwei km/h in der Spitze schneller als
das Seriengefährt. Das heißt: Höchstgeschwindigkeit
249 km/h - hierfür ist allein die durch das Absenken des Fahrzeuges
reduzierte Stirnfläche verantwortlich. Eine Leistungssteigerung
des Sechszylinders hatte ja bei diesem Auto nicht stattgefunden. Die Mehrleistung von 67 PS wurde allein durch Manipulation - dieser Begriff sei an dieser Stelle einmal erlaubt - der Elektronik erzielt. Der Motor selbst blieb unangetastet. Das Geheimnis findet sich in einer unscheinbaren, kleinen, schwarzen Box unterhalb des Radios in der Mittelkonsole. Auf den ersten Blick könnte man diesen Zauberkasten für den Equilizer einer HiFi-Anlage halten. Es ist auch ein Steuergerät, nur in diesem Fall wird per Tastendruck das komplette Motormanagement auf Leistung getrimmt. Drei Stufen stehen zur Wahl. Ein Druck auf die Taste "Low" bedeutet 260 PS Leistung. In der nächste Stufe, sie ist mit "High" bezeichnet, werden 280 PS freigesetzt. Die Maximalleistung von 302 PS wird nach Druck der Taste "Manu" erreicht. Für jede der drei Leistungsvarianten baut ein Computer ein eigenes Kennfeld auf, regelt Zündung, Benzineinspritzung und Ladedruck. Der steigt dabei von 0,6 über 0,7 auf 0,85 bar. Entwickelt wurde diese Elektronik übrigens von Klaus Fritzinger, dem ehemaligen Bundesligakicker, der jetzt in Kaiserslautern einen Tuning-Betrieb unterhält und erfolgreich Rallyes bestreitet. Brune kombinierte die Elektronik mit einem eigenen Sportauspuff. Seine Abgasanlage ist natürlich mit einem geregelten Dreiwege-Katalysator versehen, und die Abgaswerte erfüllen die strenge US-Norm. Das System schont zusätzhch noch den Motor. "Ohne diese Auspuffanlage", so ihr Erbauer,"müßte der Ladedruck nämlich auf 1,0 bar angehoben werden, um eine Leistung von 300 PS zu erhalten." Die mit elektronischem Zauber gewonnene Kraft macht sich in erster Linie im Antritt bemerkbar. So beschleunigt das Auto in nur 6,0 Sekunden von null auf 100 km/h. Geradezu überwältigend war das Durchzugsvermögen. Das maximale Drehmoment liegt bei 440 Nm, die bei 3800 Umdrehungen erreicht werden. Da hat der Fahrer in jeder Situation ausreichend Vortrieb, was unsere Elastizitätsmessungen (von 50 aus 100 km/h im 4. Gang) bewiesen. Das Auto erledigte das in nur 7,2 Sekunden. Den stehenden Kilometer schaffte es in 26,1 Sekunden, und das Spitzentempo war bei 261 km/h erreicht. Eine tief heruntergezogene Frontschürze nahm dem Wagen auch bei hohem Tempo jede Nervosität. Das um 30 Millimeter tiefergelegte Koni-Sportfahrwerk in Verbindung mit Alurädern und Reifen derselben Größe wie beim Postert-Supra sorgten dazu für Fahrstabilität und -sicherheit. Die Fahrleistungen sind im Verglerch zu anderen Serienmobilen dieser Kategorie überdurchschnittlich. Das trifft auch auf das, gemeinsam mit Lotus entwickelte Fahrwerk zu: Nach einem Tuner schreit der Supra ergentlich nicht."Verehrter Nachbar, wer spricht bei solchen Autos noch von den Farben?" Manfred Kolbe
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